Vermisste Person nach Explosion in Straubinger Wohnhaus

Nach der Explosion in einem Straubinger Wohngebäude im Vogelauweg wurde das Technische Hilfswerk (THW) Bogen am späten Abend des Donnerstag, 07. Januar 2016, zur Ortung der noch vermissten Person gerufen.

Fotos: THW Straubing

Gegen 18:20 Uhr gab es aus bisher noch ungeklärter Ursache eine Explosion in einem Haus für drei Wohnparteien im Vogelauweg 15, sodass Fenster zersplitterten, das ganze Gebäude schwer in Mitleidenschaft gezogen wurde und ein Brand ausbrach. Die Straubinger Feuerwehren retteten eine dreiköpfige Familie über eine Drehleiter aus dem zweiten Stock, denen der Fluchtweg über die Treppe versperrt war. 15 Personen wurden verletzt und durch das BRK bzw. im Krankenhaus versorgt. Eine weitere Bewohnerin des Hauses galt jedoch als vermisst. Das Übergreifen des ausgebrochenen Feuers auf die Nachbargebäude konnten die Feuerwehren erfolgreich verhindern.

Da das Haus stark einsturzgefährdet war, war es den Rettungskräften nicht möglich, die Räume zu betreten, um die Frau zu suchen. Ein kleiner, sehr verängstigter Hund konnte durch die Feuerwehr nach Stunden aus dem Eingangsbereich des Gebäudes geholt werden. Da der Aufenthaltsort der vermissten Person nicht bekannt war, alarmierte die Integrierte Leitstelle (ILS) Straubing um 21:30 Uhr den Fachberater des THW Bogen, Zugführer Stefan Helmbrecht. Nach der Besichtigung der Einsatzstelle wurde die Fachgruppe Ortung des Bogener THW nachalarmiert, um mit dem technischen Ortungsgerät eventuelle Lebenszeichen der Frau zu finden.

Die extrem empfindlichen Sonden des Gerätes konnten aufgrund des hohen Löschwasserpegels und des Schutts in den Wohnräumen sowie wegen des Betretungsverbotes des einsturzgefährdeten Gebäudes nicht ausgelegt werden. Deshalb entschlossen sich der Gruppenführer der Fachgruppe Ortung, Joachim Limbrunner und seine Experten, eine Kontaktaufnahme über die Wechselsprechsonde zu versuchen. Mithilfe eines Einreißhakens der Feuerwehr streckten die Bogener THW-Helfer die Sonde so weit wie möglich in die Räumlichkeiten. Über Kopfhörer konnten so zwei weitere Einsatzkräfte sämtliche Geräusche wahrnehmen. Der Einsatzleiter, Stadtbrandinspektor Stephan Bachl, sorgte währenddessen für absolute Stille rund um den Einsatzort, um die Nebengeräusche z. B. durch laufende Aggregate, Löschaktionen oder Gespräche zu minimieren.

Die großen Mengen an Löschwasser, die von oben nach unten durch das Gebäude sickerten, verursachten einen so großen Geräuschpegel, dass es den Helferinnen und Helfern schwer fiel, menschliche Atem-, Kratz-, Klopf- oder Ruflaute herauszufiltern. Dennoch wurden Stimmen wahrgenommen – diese stammten allerdings von Mitgliedern der Feuerwehren, die sich hinter dem Nachbargebäude im Innenhof leise über die Löscharbeiten unterhielten. Die enorme Empfindlichkeit der Sonde wäre also im Stande gewesen, eine noch lebende Person zu orten. Leider mussten die Einsatzkräfte die Suche abbrechen, da die Ortung keinen Erfolg zeigte und die Glutnester im Gebäude erneut gelöscht werden mussten. Gegen zwei Uhr nachts beendeten die Helferinnen und Helfer den Einsatz.

Die Bogener Einsatzkräfte wurden, wie auch weitere umliegende THW-Ortsverbände, am Freitag, den 08. Januar 2016, ab 6:00 Uhr in Bereitschaft versetzt, um das Gebäude während weiteren Suchaktionen bei Bedarf zügig abstützen zu können. Dafür beluden sie die Fahrzeuge mit Abstütz- und Unterlegmaterial sowie für alle Fälle erneut mit den Geräten der Technischen Ortung. Der Fachberater war hingegen wiederum an der Einsatzstelle, um mit den anderen Organisationen sowie den Straubinger Kollegen die Suchaktion zu koordinieren und weitere Maßnahmen zu planen. Gegen 10:50 Uhr fanden die Rettungskräfte vor Ort die vermisste Person in der Brandruine tot auf. Vermutlich waren die Verschüttung unter Trümmerteilen sowie das anschließende verheerende Feuer die Todesursache. Der Einsatz des Bogener Ortungsgerätes am Donnerstag fand erst nach den Löscharbeiten statt, sodass die Frau zu diesem Zeitpunkt wohl nicht mehr am Leben war und keine Lebenszeichen geben konnte.

Nach dem Fund der Leiche wurden die Bereitschaft in der Unterkunft aufgehoben und die Vorbereitungen für den eventuellen Einsatz wieder rückgängig gemacht.

Die Kriminalpolizei nahm bereits am Donnerstagabend die Ermittlungen auf. Nach dem Abschluss  der Untersuchung wird das Gebäude abgerissen werden müssen, da die Wucht der Explosion die Statik schwer in Mitleidenschaft gezogen hat und das Haus außerdem durch das Feuer und das Löschwasser nicht mehr bewohnbar ist.

Für die Bogener Helferinnen und Helfer handelte es sich um den ersten Einsatz mit dem technischen Ortungsgerät. Zugführer Stefan Helmbrecht erklärt: „Unsere Einsatzkräfte werden immer wieder in Übungen durch die Ausbilder Florian Feicht und Stefan Kötterl auf das Ortungsgerät geschult. Normalerweise kommt dieses bei Erdbeben oder größeren Verschüttungen zum Einsatz, die hier in unserer Region relativ selten sind. Der Einsatz nach dieser Explosion in Straubing war für uns eine neue Erfahrung. Der Umgang mit dem tropfenden Löschwasser war nicht leicht. Unsere Experten mussten spontan improvisieren, um mit der Situation umzugehen. Aber sowohl die gute Ausbildung unserer Helferinnen und Helfer als auch die hohe Sensibilität des Technischen Ortungsgerätes haben uns gezeigt, dass wir in solchen Fällen durchaus gute Chancen haben, lebende vermisste Personen zu finden.“

Auch für die Zusammenarbeit mit den anderen Rettungskräften vor Ort fand der Zugführer lobende Worte. „Sowohl das Zusammenspiel mit den Kameraden des THW-Ortsverbandes Straubing, mit den Feuerwehren als auch mit BRK und Polizei liefen hervorragend“, so Helmbrecht.


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